Rodeo in Las Vegas

Nein, ich war nicht in Vegas. Aber ich möchte trotzdem kurz ein paar Worte zu diesem Riesenspektakel verlieren. Die Wrangler National Finals Rodeo (NFR) werden jedes Jahr in Las Vegas ausgetragen, für 10 Tage verwandelt sich die Wüstenmetropole in ein Cowboy-Mekka. Für die meisten Mitteleuropäer ist es ganz klar, dass man schon ziemlich kaputt sein muss um da teilzunehmen. Gerade das Reiten der Bullen und der Broncs ist sehr gefährlich und die Reiter haben meist eine sehr kurze Karriere. Ich möchte die ausgetragenen Disziplinen kurz vorstellen und ein bischen aufklären, da viele Irrtümer existieren und in Europa viel Quatsch erzählt wird. An alle Tierschützer und PETA-Aktivisten: Bitte diesen Blogpost nicht zu Ende lesen sondern jetzt den Browser schließen. :-)
Wenn ihr entsprechendes Anschauungsmaterial sehen wollt, einfach bei YouTube den Namen der Disziplin eingeben und etwas stöbern.

Barrel Racing

In der Arena stehen drei Tonnen (in Form eines gleichseitigen Dreiecks). Ziel ist es, mit einem Pferd alle drei Tonnen zu umrunden, so schnell es geht. Nicht selten kommt es hier zu stürzen, weil die Pferde wegrutschen oder der Reiter nicht gut genug sitzt und dann runterfliegt.

Team Roping

Beim Team Roping müssen zwei Reiter ein Rind mit dem Rope einfangen. Es wird auch „Heading and Heeling“ genannt. Der erste Reiter – der Header – muss den Kopf des Rindes fangen. Wenn er das gemacht hat und das Rind unter Kontrolle hat, muss der andere Reiter – der Heeler – die Hinterbeine fangen. Wenn beide ihr Ziel gefangen haben werden die Ropes strammgezogen und die Reiter müssen sich gegenüberstehen (face to face), erst dann hält die Uhr an. Das ganze läuft natürlich auf Zeit, den Rindern passiert dabei nichts, auch beim „Strammziehen“ nicht.

Calf Roping

Hier muss ein einzelner Cowboy ein Rind mit dem Rope am Kopf fangen. Sobald das Rope sein Ziel erreicht hat, springt er vom Pferd, rennt zum Rind, wirft es auf die Seite und bindet mit einem kleinen Strick min. drei Beine des Rindes zusammen. Dann reißt er die Hand hoch und die Uhr stoppt. Die Roping Pferde sind darauf trainiert, hart zu stoppen und langsam rückwärts zu gehen sobald der Cowboy abspringt. Das sorgt dafür, dass das Rope immer leicht auf Spannung ist während der Cowboy am Rind ist.

Steer Wrestling

Ein Rind läuft flankiert von zwei Reitern aus dem Startblock. Der linke von den beiden wirft sich dann auf das Rind und versucht es zu Boden zu ringen, i.d.R. nimmt er sich die beiden Hörner und dreht den Kopf des Rindes von sich weg. Die Uhr stoppt sobald das Rind flach auf dem Boden liegt. Auch hier sieht das alles schlimm aus, aber die Rinder haben so starke Muskeln und Bänder um die Halswirbel, dass da normalerweise nie was schlimmes passiert.

Bull Riding

Das ist wohl das bekannteste vom Rodeo. Ein Reiter muss 8 Sekunden auf einem Bullen reiten. Je höher der Bulle buckelt und und je besser sich der Reiter oben hält (der Stil ist sehr entscheidend!), je mehr Punkte gibt es. Da die Bullen oft aggresiv sind, befinden sich immer eine große Anzahl an „Rodeo Clowns“ in der Arena, um den Bullen abzulenken sobald der Reiter absteigt oder abgeworfen wird. Nicht selten kommt es hier zu schweren Verletzungen des Reiters, wenn er abgeworfen wird und der Bulle ihn dann nochmal erwischt. Im Gegensatz zu den Stierkämpfen in Spanien hat der Bulle nach diesem Auftritt für den Rest des Tages frei und darf  sich an die Bar setzen :-)

Saddle Bronc Riding

Prinzipiell das gleiche wie beim Bull Riding, aber hier muss der Cowboy 8 Sekunden lang ein wild buckelndes Pferd reiten. Als Hilfsmittel hat er nur den Sattel und einen langen Strick der am Halfter des Pferdes festgebunden ist. Die Pferde bekommen – damit sie besser buckeln – einen Bauchgurt (Flank Cinch oder Bucking Strap genannt) umgebunden, der von Helfern strammgezogen wird sobald das Pferd die Startbox verlässt. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass dem Hengst dabei die Hoden abgebunden werden und ihn das sehr schmerzt. Das ist natürlich Quatsch, die Hoden liegen viel zu weit hinten, außerdem werden auch Stuten geritten, bei denen gäbe es höchtens das Euter, und das ist ebenfalls zu weit hinten. Die meisten Pferde werden extra für dieses Turnier gezüchtet und trainiert, und haben – so wie der Bulle – nach den 8 Sekunden Feierabend und dürfen auf die Wiese. Somit haben Rodeo Pferde wahrscheinlich ein viel schöneres Leben als so manches arme Reitpferd auf der Welt !!!

Bareback Riding

Ist genau wie das Saddlebronc Riding, aber ohne Sattel. Es gibt nur eine sog. Rigging, dass ist ein Griff zum Festhalten der am Widerrist des Pferdes festgegurtet ist.

Allgemein muss ich sagen, dass ich an keinem solchen Turnier teilnehmen würde, und es schon eine gewaltige Portion Unvernunft braucht um da mitzumachen. Aber es ist ein Riesenspektakel, und die Bedenken bzgl. des Tierschutzes würde ich da auch mal nicht so hochhängen. Da gibt es auf jedem Reitturnier auf der ganzen Welt weit mehr Schmerzen die die Tiere ertragen müssen! Lustig ist vor den Ridings im Fernsehen immer eine tabellarische Übersicht der Verletzungen die die Reiter haben und ob sie teilnehmen oder nicht. Da ist praktisch alles vertreten, Schulter, Ellenbogen, Rücken, Beine Hände ….

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